Der Kanusport in Bad Dürrenberg lässt sich bis in das Jahr 1932 zurückverfolgen.
Sportkamerad Erich Behrens schilderte die Anfänge in der Zeitung „Freiheit“ folgendermaßen: „Im Sommer 1932 entschlossen sich sechs junge Arbeitersportler Kanusport zu betreiben und für sich und ihre Boote ein kleines Heim zu schaffen. Viele Schwierigkeiten waren zu überwinden; Platzbeschaffung, Baugenehmigung und Finanzierung. Da jedoch Einzelpersonen keine Baugenehmigung erhielten, wurde Anfang November 1932 der „Kanu Club Kirchfährendorf“ (KCK) gegründet. Die Gründungsmitglieder des KCK waren Karl Ritter, Franz Wagner, Erich Spiegel, Kurt und Ilse Behrens sowie Erich Behrens. Das genaue Datum der Vereinsgründung des Kanu Club Kirchfährendorf ist im Dürrenberger Stadtanzeiger mit dem 01. Januar 1933 belegt.
Nach dem Verbot aller Arbeitersportvereine Ende 1933 wurde er dem bürgerlichen Turnverein Bad Dürrenberg als Sparte angegliedert. Nach dem Erhalt der Baugenehmigung gingen die sechs Kanuten sofort mit großem Elan an die Arbeit. Im Juni 1933 konnte das Häuschen aufgestellt und seiner Bestimmung übergeben werden.“ (siehe nebenstehendes Bild)
Die Einweihung des 1. Bootshauses wurde feierlich vollzogen. An dieser Festlichkeit waren Arbeitersportler aus Halle, Ammendorf und Leipzig erschienen. Mit denen wurde eine kleine Regatta durchgeführt. Im ersten Jahr kamen schon 25 neue Mitglieder dazu. Infolge der politischen Verhältnisse bei denen der organisierte Arbeitersport verboten wurde, mussten sich die Kanuten dem bürgerlichen Turnverein anschließen. Aus dem „Bericht über die Arbeit der Abteilung Wasserfahren im Vereinsjahr 1934″ können wir entnehmen, dass sich dieser Übertritt zur Turnerschaft Bad Dürrenberg am 31. Dezember 1933 vollzogen hat. Der KCK existierte somit genau ein Jahr.
Im Jahr 1934 wurden im Bezirk noch keine Regatten ausgeschrieben. Die sportliche Erholung stand somit im Vordergrund.Als eigene Veranstaltungen wurden das An- und Abpaddeln sowie eine Lampionfahrt durchgeführt.
Schon im folgenden Jahr, am 05. Mai 1935 errangen die Kanuten aus Bad Dürrenberg ihren ersten Sieg bei der Langstreckenregatta des Gaues IV in Leuna.
1936 wurde zum ersten Mal die Bad Dürrenberger Herbstregatta ausgetragen.
1938 wurde dann der erste selbstgebaute Rennkajak geschaffen. Er wurde am 24. April getauft und schon 3 Wochen später war man mit diesem Boot erfolgreich.
In den Wintermonaten des Jahres 1939 wurde aktiv Wintersport betrieben. Die ganze Abteilung fuhr im Februar zu den Deutschen und Wehrmachtsmeisterschaften nach Oberhof. Ansonsten prägte die Saison drei Großveranstaltungen, welche die Dürrenberger Kanuten eigenständig durchführten. Es waren die Kreislangstreckenregatta, die Drei-Städte-Regatta und die zweite Herbstregatta.
Leider begann am Vorabend der Herbstregatta der Zweite Weltkrieg, so dass eine Vielzahl von Aktiven auf Grund des Einberufungsbefehles nicht mehr an dem Wettkampf teilnehmen konnte.
Im Frühjahr 1940 hatten die Kanuten zuerst die Hochwasserschäden zu beseitigen. Hierbei musste der Zeltplatz neu angelegt werden.
Erstmalig besuchten Bad Dürrenberger Kanuten eine Slalomregatta in Halle. Hier errang Sportkamerad Richard Haring einen überlegenen Sieg.
Überaus erfolgreich gingen die Dürrenberger zu den Regatten im Jahre 1941 an den Start. Insgesamt errangen sie 13 Siege, wobei vor allem die Jugendlichen Charlotte Haring und Elfriede Seelig, Hans Förster, Kurt Helmich, Kurt Böhland sowie Artur Otto wesentlich zum erfolgreichen Abschneiden beitrugen. Sie alle wurden „Bann-Meister“. Der Zweier Haring / Seelig qualifizierte sich als „Bann- und Obergau-Meister“ für die Reichsjugendmeister-schaften in Berlin.
Zum gleichen Zeitpunkt erreichte die Dürrenberger Kanuten die Nachricht, dass Sportkamerad Richard Haring im Krieg gefallen war. Die Mannschaftsleitung zog die Teilnahme an den Reichsjugendmeisterschaften zurück.
Mit dem Jahresbericht 1941 endet zunächst die Berichterstattung in der Chronik. Es ist anzunehmen, dass in den Folgejahren der Krieg keine sportlichen Aktivitäten mehr zuließ.
Ende des Jahres 1947 erteilte die sowjetische Militäradministration die Erlaubnis, den Kanusport wieder durchzuführen.
Erste Aufzeichnungen beginnen mit dem 03. Januar 1948. An diesem Tag gründeten 12 Sportfreunde eine Kanusparte in der Sportgemeinschaft Bad Dürrenberg. Priorität bestand in der Errichtung eines Bootshauses und dem Bau von Booten, um den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Das neue Bootshaus wurde auf dem heutigen Gelände errichtet.
Im Herbst fand bereits der erste Wettkampf mit der Beteiligung von Dürrenberger Kanuten statt.
Zur ersten Nachkriegsregatta am 05. September 1948 in Leipzig starteten Charlotte Haring, Elfriede Seelig, Artur Zoutendyk, Kurt Böhland, Klaus Burkhard und Wolfgang Herrmann für die Sportgemeinschaft Bad Dürrenberg.
Im Herbst 1948 oder im Frühjahr 1949 (genauer Zeitpunkt ist nicht nachvollziehbar) schlossen sich die Dürrenberger Kanuten der Zentralen Sportgemeinschaft Chemie Leuna an.
Bereits 1950 feierten die Sportler erste Meistertitel.
Bei den DDR-Meisterschaften im Kanu Rennsport siegten Charlotte Böhland bei den Frauen im K I über 600 m sowie E. Klausing und W. Herrmann im K II der Junioren über 10.000 m. Zwei zweite und ein dritter Platz vervollständigten die erfolgreiche Meisterschaftsbilanz.
Aus den uns zur Verfügung stehenden Programmen starteten die Dürrenberger ab 1951 unter dem Namen Betriebssportgemeinschaft Chemie Leuna.
Die Leuna Werke zeichneten sich verantwortlich für den Bau des neuen Bootshauses, welches 1951 fertiggestellt wurde und nachfolgend den Bau der Bootshalle – Fertigstellung 1957.
Das Bootshaus ca. 1960
Die fünfziger Jahre gestalten sich für die Dürrenberger Kanuten als äußerst erfolgreich.
Die besten Sportler wurden zu den Sportklubs delegiert.
Elfriede Hugo (ehemals Seelig) startete für den ASK Vorwärts Leipzig und Karin Tietze für den SC DHfK Leipzig.
Beide erhielten 1955 die Nominierung für den Faltbootmannschaftswettbewerb bei der Weltmeisterschaft in Ljubljana.
Gemeinsam mit Eva Setzkorn errangen sie das erste WM–Gold für eine DDR-Mannschaft. Elfriede Hugo wiederholte diesen Erfolg in den Jahren 1957 und 1959.
Weitere herausragende Leistungen vollbrachten Karin Haftenberger (SC Magdeburg) 1968 mit dem zweiten Platz bei den Junioren-Europameisterschaften im Kanu Rennsport, Harald Gimpel (ASK Vorwärts Leipzig) 1972 mit dem dritten Platz bei den Olympischen Spielen in München und Steffi Reinsberger (SC DHfK Leipzig) 1987 mit dem zweiten Platz bei den Junioren-Weltmeisterschaften.
Unzählige DDR-Meistertitel und Spartakiadesiege zeugten von einer erfolgreichen Arbeit.
Einen Saisonhöhepunkt stellt die jährlich stattfindende Bad Dürrenberger Herbstregatta dar.
Anfang der sechziger Jahre starteten mehr als 1.000 Aktive. 6.000 Zuschauer säumten die Regattastrecke.
Fast Dreijahrzehnte wurde der Verein/die Sektion von Erich Behrens geleitet. Weitere Vereinsvorsitzende waren Hans Hugo, Hans Przybilsky, Helmut Arlt, Harry Haring, Hermann Pettschaft, Heinz Zoutendyk, Gerhard Polowzik, Wolfgang Stein, Erich Petzold und Steffen Beck.
Bis 1991 gehörten die Dürrenberger Kanuten der BSG Chemie Leuna an.
Im Einverständnis mit der BSG-Leitung löste sich die Sektion Kanu am 19. Dezember 1991 auf. An diesem Tag kam es zur Gründung des Kanu Club Bad Dürrenberg e.V.
In seiner Satzung beruft sich der Kanu Club auf die Traditionen des Dürrenberger Kanusports seit der Gründung des KCK im Jahre 1933.
Den ersten großen Erfolg feierte der KC Bad Dürrenberg 1993 mit dem Sieg der Ostdeutschen und Deutschen Schülermeisterschaften durch Andreas Ihle.
Der Bad Dürrenberger Bürgermeister Thomas Heilmann (links im Bild) und der Präsident des Kreissportbundes Merseburg/Querfurt ehren den Deutschen Schülermeister Andreas Ihle und Trainerin Sigrid Pawlik.
Im gleichen Jahr fanden die Feierlichkeiten zum 60jährigen Vereinsjubiläum am Bootshaus statt. Mehr als 500 ehemalige und aktive Kanuten nahmen daran teil.
Zu den Olympischen Winterspielen in Lillehammer 1994 wird der ehemalige Dürrenberger Kanute Harald Czudaj mit seiner Mannschaft Olympiasieger im Viererbob.
1994 überschwemmte das Jahrhunderthochwasser unser Bootshausgelände. In einem nicht bekannten Ausmaß steigt der Wasserpegel stetig an.
15.April 1994 der Saalepegel überflutet das Bootshausgelände ca. 0,5m – hier war es noch Spaß. Hans Beck – Uwe Pawlik – Knut Samuel und Jürgen Pawlik beim Fototermin.
20. April 1994 – der Pegelstand der Saale erreichte 5,29m. Das entsprach ca. 1,70m Wasserhöhe auf dem Bootshausgelände.
Land unter soweit man schauen kann
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gaben die Vereinsmitglieder ihre Zustimmung, dass der Vorstand mit der Stadtverwaltung die Privatisierung des Bootshauses verhandeln soll.
1995 erwarb der Kanu Club das Sportgelände. Die Privatisierung beinhaltete eine Sportstättensanierung. Die Realisierung erfolgte in den nächsten Jahren. Die gesamten Baumaßnahmen wurden im Februar 1997 abgeschlossen.
Am 13. März 1997 wird durch das Amtsgericht Merseburg eine Eintragung in das Grundbuch Bad Dürrenberg vorgenommen, in dessen Wortlaut der Kanu Club Bad Dürrenberg e.V. als Eigentümer des zu verhandelnden Bootshausgeländes eintritt.
Anlässlich des 65jährigen Vereinsjubiläum 1998 zeichnete der Landessportbund Sachsen Anhalt mehrere Übungsleiter mit der Ehrennadel in Gold aus.
Die erfolgreiche Nachwuchsarbeit zeigt sich in den folgenden Jahren in mehreren Meisterschaftstiteln zu Ostdeutschen und Deutschen Meisterschaften im Kanu Rennsport und Kanu Slalom.
Im Jahr 2003 gehören dem Kanu Club Bad Dürrenberg über 200 Mitglieder in den Abteilungen Kanu Rennsport, Kanu Slalom; Fußball, Frauengymnastik und Behindertensport an.